Strategieorientierte Wortschatztherapie und -förderung: Warum?

Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist derselbe Unterschied wie zwischen dem Blitz und einem Glühwürmchen.
– Mark Twain

Der Wortschatzerwerb ist ein lebenslanger, eigenaktiver Prozess, der Grundlage für alle sprachlichen Handlungen ist. Bereits im Kleinkindalter wird der Wortschatz in rasantem Tempo ausgebaut. Im Schulalter stehen Kinder vor der Aufgabe, jährlich tausende fach-, fremd- und bildungssprachliche Ausdrücke dazuzulernen.[1][2][3] 

Diese Erwerbsaufgabe bewältigen nicht alle Kinder ohne Schwierigkeiten: Insbesondere Kinder mit lexikalischen Störungen benötigen Unterstützung beim Ausbau und der Optimierung ihres Wortschatzes. Eine explizite Vermittlung von Wortwissen durch Therapeut*innen oder Lehrkräfte kann vor dem Hintergrund des Umfangs der Erwerbsaufgabe jedoch nicht als ausreichend angesehen werden.

Gib einem Mann einen Fisch und du ernährst ihn für einen Tag.
Lehre einen Mann zu fischen und du ernährst ihn für sein Leben.
– Konfuzius

Die Vermittlung von Lernstrategien trägt der Forderung Rechnung, Kinder zu lebenslangem Lernen zu befähigen. Studien zeigen, dass der Einsatz von Lernstrategien nicht nur im Mathematik-, Lese- und Schreibunterricht zu Verbesserungen der Schülerleistungen führt, sondern auch positiven Einfluss auf das Vokabellernen in Fremdsprachen hat. [4][5][6][7] 

Für Kinder mit eingeschränkten Wortlernfähigkeiten wurde im letzten Jahrzehnt das strategieorientierte Konzept Wortschatzsammler entwickelt und hinsichtlich seiner Effektivität evaluiert. (Motsch, Marks & Ulrich, 2018; Marks, 2017; Ulrich, 2012)

Auf den folgenden Seiten finden Sie grundlegende Informationen zum evidenzbasierten, strategieorientierten Therapiekonzept Wortschatzsammler sowie zu einem weiterführenden Forschungsprojekt für die Umsetzung im Unterricht.
Falls Sie auf der Suche nach weiterführenden Informationen sein sollten, schauen Sie sich gern unser aktuelles Fortbildungsangebot an oder kontaktieren Sie uns.


Quellenangaben ↓

[1] Anglin, J. M. (1993). Vocabulary Development: A Morphological Analysis. Monographs of the Society for Research in Child Development58 (10).

[2] Nagy, W. & Herman, P. (1987). Breadth and depth of vocabulary knowledge: Implications for acquisition and instruction. In M. McKeown & M. Curtis (Hrsg.), The Nature of Vocabulary Acquisition (19-36). Hillsdale, NJ: Erlbaum.

[3] White, T. G., Graves, M. F. & Slater, W. H. (1990). Growth of Reading Vocabulary in Diverse Elementary Schools: Decoding and Word Meaning. Journal of Educational Psychology82 (2), 281–290.

[4] Donker, A. S. et al. (2014). Effectiveness of learning strategy instruction on academic performance: A meta-analysis. Educational Research Review, 11, 1-26.

[5] Dignath, Ch., Buettner, G., Langfeldt, H.-P. (2008). How can primary school students learn self-regulated learning strategies most effectively? A meta-analysis on self-regulation training programmes. Educational Research Review, 3, 101-129.

[6] Kitsantas, A., Steen, S. & Huie, F. (2009). The role of self-regulated strategies and goal orientation in predicting achievement of elementary school children. International Electronic Journal of Elementary Education(2), 65–81.

[7] Oxford, R. L. (2003). Language Learning Styles and Strategies: An Overview. GALA, 1–25.